Die Wildgänse sind Richtung Süden geflogen und haben mit Ihrem Flügelschlag den Wendepunkt makiert.
Das sommerliche Ausatmen verwandelt sich in ein winterliches Einatmen.
Alles kehrt nach innen, die Bäume legen Ihre Kronen ab, die Blumen Ihre Blütenkränze.
Nun herrscht die Zeit der Besinnlichkeit, der Ruhe und Schöpfung.
Bei den Kelten war das letzte Kraut welches in der Herrschaft der Totengeister noch gepflückt werden durfte der Beifuss (Artemisia Vulgaris).
Die geopferte Ganz wurde mit dem Beifuss, wie auch heute noch in vielen Haushalten, eingerieben.
Gänse und ganz besonders die Wildgänse, waren für die Kelten besonders heilig.
Der Tag an dem sie am Himmel Ihre Klageliedersingen, kennzeichnet die Jahreswende, den Moment, in dem der Sommergott stirbt und der Wintergott seine Herrschaft antritt.
Nach dem die geopferte Gans verspeist wurde durfte kein weiteres Kraut gepflückt werden, außer die Mistel (Viscum album).
Die Mistel, welche eine wahre Schmarotzerin ist, ist keine „richtige“ Pflanze, sonder eher eine Art Zwischenwesen.
Ihre Wurzeln senkt sie nie in den Erdboden, sonder zwischen Himmel und Erde, in die Äste hoher Bäume.
Die rundlichen etwas ledrigen Blätter des kugeligen Zweig’s verharren im Embryonalzustand.
Über das Keimblatt entwickeln sie sich nicht hinaus.
Die Mistel trägt ein immer-grünes Kleid und entzieht sich somit scheinbar dem Lauf der Jahreszeiten.
Noch heute gibt es den Brauch zur Weihnachtszeit, einen Mistelzweig über die Türschwelle zu hängen.
Wer darunter hindurchgeht, steht vorübergehend in der Energie dieser magischen Pflanze.
Er befindet sich in jenem zeitlichen „Zwischenraum“, in dem sich alle gesellschaftlichen Regeln und Konventionen aufheben.
Begegnen Mann und Frau sich unter diesem Zweig, so dürfen sie sich- egal wer sie sind- küssen und liebkosen.
Die Mistel verbindet und überwindet Gegensätze.
Symbolisch steht sie für die Fruchtbarkeit, welche das Verschmelzen von Gegensätzen beinhaltet.